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Foto von Ashik Aqbal auf der Weltklimakonferenz

Action for Climate Empowerment

Bildung und aktives Engagement auf der Weltklimakonferenz COP28

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Die ersten zwei Dezemberwochen fand die Weltklimakonferenz COP28 in Dubai statt. Ich - Karo Snethlage - hatte die Möglichkeit kurz danach ein sehr interessantes Gespräch mit dem Klimaaktivisten Ashik Iqbal zu führen, der seit zweieinhalb Jahren mit Action for Climate Empowerment (kurz ACE) gegen die Klimakrise vorgeht. Er war bei der Klimakonferenz dabei und somit konnte ich erfahren, was dort rund um ACE passiert ist. Als Wissenschaftler und Klimaaktivist aus Bangladesch gab er mir spannende Einblicke und Perspektiven aus einem von der Klimakrise stark betroffenen Land zu Handlungsmöglichkeiten auf der COP und darüber hinaus.

Foto von einem Side Event auf der COP28

Side Event COP28 

Foto: Ashik Iqbal
Foto von Mitgliedern von ACE

ACE Members

Foto: Ashik Iqbal

Was genau sind die Weltklimakonferenz und ACE?

Action for Climate Empowerment (ACE) ist ein Begriff, der von der UN-Klimarahmenkonvention eingeführt wurde mit dem Ziel Menschen in der Klimakrise zu Handlungen zu bewegen. Die Basis dafür bilden sechs ACE-Elemente: Klimabildung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den Klimawandel, Ausbildung, Beteiligung der Öffentlichkeit, Zugang der Öffentlichkeit zu Informationen und internationale Zusammenarbeit zu diesen Themen. Damit sollen die Inhalte des Artikel 6 der Klima-Rahmenkonvention UNFCCC (Treibhausgasreduktion) und des Artikel 12 des Pariser Klimaabkommens (1,5-Grad Ziel) erreicht werden (siehe UNFCCC 2023).

Auf der COP27 in Ägypten einigten sich die Teilnehmer:innen auf einen 4 Jahres-Aktionsplan. Dieser dient wiederum als Teil des auf der COP26 in Schottland beschlossenen „Glasgow work programmes on ACE“. Der Aktionsplan legt den Fokus auf „Sofortmaßnahmen durch kurzfristige, klare und zeitgebundene Aktivitäten" in Einbezug der sechs ACE Elemente. Ziel ist es Menschen und insbesondere die Jungend zu Handlungen in der Klimakrise zu bewegen.

Weltklimakonferenz (Conference of Parties COP)

Die Weltklimakonferenz der Klima-Rahmenkonvention (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) findet seit 1995 jährlich statt. Dort treffen sich Vertreter:innen aller Länder aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, um über den Umgang mit Klima- und Biodiversitätskrise zu verhandeln. Es werden in den umfangreichen Verhandlungen Ergebnisse in Texten festgehalten, woran sich für die national festgelegten Beiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) der einzelnen Regierungen orientiert werden muss. Außerdem ist es ein Ort des Austauschens und internationalen Netzwerkens für zukünftiges Zusammenarbeiten. Zwischen den COPs finden die Klimaverhandlungen in Bonn (sogenannte „Nebenorgane“ - Subsidiary Bodies, SBs) statt. In Bonn wird der Stand der COP Beschlüsse und die Einhaltung und Umsetzung der Zusagen überprüft.

Im Interview mit einem Mitglied der ACE working group YOUNGO

Wie es nun bei der diesjährigen Weltklimakonferenz mit ACE weiterging, habe ich Ashik Iqbal fragen können. Doch zunächst wollte ich etwas mehr über ihn erfahren:

Karo: Hallo lieber Ashik! Stell dich bitte kurz vor und erzähl, warum du dich mit ACE als Klimaaktivist engagierst.

Ashik: Hallo und vielen Dank, dass ich von meinen Erfahrungen bei der COP berichten darf. Ich bin Ashik Iqbal aus Bangladesch und arbeite als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institute of Water and Flood Management (IWFM) der Bangladesh University of Engineering and Technology (BUET). Seit April 2021 bin ich aktives Mitglied der ACE Arbeitsgruppe YOUNGO, das ist die Jungendvertretung des UNFCCC. Bei ACE bin ich engagiert, da ich mein fachliches Wissen, das ich als Wissenschaftler im Bereich Wasser und Flut generiert habe, mit Menschen teilen möchte, die es in der Klimakrise brauchen. ACE und seine sechs Elemente deckt sich dabei mit all meinen Interessen.“

Karo: Was ist bei den ACE Verhandlungen auf der COP28 geschehen?

Ashik: „Über die Verhandlungen der letzten Jahre wurden viele Punkte in dem 4 Jahres-Aktionsplan und im „Glasgow work Program on ACE“ niedergeschrieben. Was noch ungeklärt blieb, war die Finanzierung dieser Zusagen, was auf der COP28 Hauptthema der Verhandlungen war. Komisch ist nur, dass viele Forderungen bei den Parteien - allem voran Bildung - hohen Anklang finden, jedoch sobald es um die Finanzierung dieser Vorhaben geht, sich keine:r festlegen möchte. Zusagen blieben bei dieser COP aus. Die G77 Länder waren sogar sehr kompromissbereit, allerdings wurden Verhandlungsergebnisse stets durch einige Industrieländer blockiert. Es kam demnach zu keiner Einigung der Parteien und deshalb zu keinem abschließenden Text für ACE. Die Verhandlungen haben bereits nach der ersten Woche gestoppt und wurden in die Klimaverhandlungen in Bonn im Sommer 2024 (sogenannte „Nebenorgane“ - Subsidiary Bodies, SBs) verschoben. Das war sehr enttäuschend.“

K: Was nimmst du trotz der kurzen und ergebnislosen Verhandlungen daraus mit?

A: „Obwohl die Verhandlungen ohne Ergebnis ausgingen, nehme ich doch einiges Positives davon mit. Es entstand dadurch viel mehr Raum für Side Events, die sehr fruchtbar für das Vernetzen und die zukünftige Zusammenarbeit sind. An einem Tag gab es sogar fünf Side Events von ACE. Vor allem die zweite Woche einer COP ist normalerweise sehr dominiert von den Verhandlungen, was die Teilnahme an Side Events und Vernetzungsmöglichkeiten einschränkt. Wir jedoch hatten dafür Zeit und auch die Jugend bei ACE konnte sehr aktiv an den Side Events teilnehmen und diese mitgestalten und organisieren. Die Zusammenarbeit mit der Jugend allgemein und bei den kommenden Verhandlungen, ist essentiell um die Zukunft in der Klimakrise nachhaltig zu gestalten!

K: Wie hast du das Thema Bildung und Jugend auf der COP28 wahrgenommen und wie präsent war ACE dabei?

A: „Es gab einen extra Thementag auf der COP zu „Jugend, Kinder, Bildung und Qualifikationen (Youth, Children, Education and Skills)“. An dem Tag hat ACE die meisten Side Events veranstaltet, da die Inhalte hauptsächlich zu den ACE Bereichen passen. Auch bei der Jugendkonferenz COY hat ACE Events veranstaltet. Fokus am Thementag lag auf verschiedenen Bildungsprojekten zum Klimawandel und auf Strategien Bildung zu verbreiten, um Menschen auf der ganzen Welt zu bereichern. Generell ist die Jugend in ACE sehr präsent – die ACE Arbeitsgruppe YOUNGO hat um die 500 Jugendliche aktive Mitglieder:innen.

K: Was waren deine ACE Lieblingsevents bei der COP28?

A: „Da die Verhandlungen zu keinem Beschluss kamen, hatte ich kein Lieblingsevent. Was mir jedoch sehr gut gefallen hat, war das ACE Networking Breakfast, wo verschiedenste Menschen zusammenkamen und sehr viel intensiver Austausch stattfand! Das war sehr wertvoll für zukünftiges Zusammenarbeiten. Außerdem gefiel mir das Event „Strategies on engagement and empowering youth in ACE“ sehr gut, was direkt im Anschluss der erfolglosen Verhandlungen stattfand und welches ich moderiert habe. Mit der noch angestauten Energie fanden sehr fruchtbare Diskussionen statt und es hat sich erneut gezeigt, wie wichtig die Jugend bei der Gestaltung einer besseren Zukunft ist.“

K: Wie wird es nach der COP28 bei ACE weitergehen und was sind deine Pläne dafür?

A: „Die ergebnislosen Verhandlungen haben gezeigt, dass es nun mehr Handlung bedarf, um die Finanzierungsthematik nicht unter den Tisch fallen zu lassen. Dafür soll eine Art „Market Place“ eingerichtet werden, wo sich ACE Mitglieder:innen mit Investor:innen vernetzen können, um Finanzierung für Projekte generieren zu können. Außerdem denke ich ist es nun an der Zeit, dass die Jugend laut wird und auf das Thema Finanzierung aufmerksam macht. Der Vorteil bei uns jungen Mitglieder:innen von ACE ist, dass wir unabhängig von Organisationen sind und nicht zu befürchten haben, dass unsere Aktionen Konsequenzen für unsere Arbeit haben. Deswegen müssen wir, aber auch alle ACE Mitglider:innen, nun laut werden und ab jetzt jeden Tag bis zu den Bonner Klimaverhandlungen im Sommer daran erinnern, dass das Thema ansteht. Wir können dafür nicht bis zur COP29 warten!“

K: Und abschließend: Als Klimaaktivist aus dem globalen Süden - wie hast du die COP28 wahrgenommen und was sagst du zu den Hauptergebnissen?

A: Dass der Loss and Damage Fund nun nach langer Zeit der Verhandlungen operationalisiert wurde, ist sehr wichtig für den globalen Süden und klimatisch gefährdete Länder (climate vulnerable countries) wie Bangladesch. Denn wir sind die Länder, die unter den Schäden und Verlusten leiden. Was wir vor allem brauchen, ist Geld um diese zu begleichen. Allerdings ist der Mechanismus um den Loss and Damage Fund noch nicht entwickelt und alleine reicht er nicht aus. Wir leiden unter den Aktionen des globalen Nordens und benötigen das Geld. Hoffentlich wird das in den kommenden Verhandlungen beschlossen.“

K: Vielen Dank für das interessante Gespräch!

Blick zurück und nach vorn

Neben dem Gespräch mit Ashik konnte ich die COP28 zwei Wochen aus Bonn begleiten. Das war sehr spannend und ich habe viel gelernt über die Arbeit in und mit internationalen Klimabündnissen. 

Auf einem Side Event der Deutschen UNESCO Kommission und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) konnte Bertha Argueta für Germanwatch und für das Bündnis ZukunftsBildung die Umsetzung und Herausforderungen von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Deutschland aus Sicht der Zivilgesellschaft kommentieren. 

Mehr Infos zu diesem Event: 
https://www.germanwatch.org/de/89932 

Einschätzung der COP-Ergebnisse: https://www.germanwatch.org/de/89967 

Die Verhandlungen um ACE sind vertagt auf die Nebenverhandlungen in Bonn im Sommer 2024. Es bleibt zu hoffen, dass die Stimmen der Jugend über die kommenden Monate weiter und mehr Gehör finden! Außerdem ist es spannend zu sehen, ob und wie der entstandene Raum für Netzwerktreffen und intensive Side Events weiteren Fortschritt bringt Menschen zu Klimahandlungen zu bewegen. In dem Gespräch mit Ashik habe ich gespürt, dass Youth Empowerment auf dem ganzen Planeten dabei eine wichtige Rolle spielt. Es gibt mir Hoffnung, dass somit Veränderungen angestoßen werden, die sich über die kommenden Generationen ziehen. Allerdings sind, wie der 4 Jahres-Aktionsplan von ACE fordert, Sofortmaßnahmen nötig. Denn warten können wir bei der Dringlichkeit in der Klimakrise nicht! Let´s get active!

Hört euch gerne auch noch weitere Stimmen aus dem globalen Süden zu den COP28 Ergebnissen und Handlungsoptionen an!

Weitere Stimmen aus dem globalen Süden zur COP28

Das Interview mit Ashik Iqbal ist auf Englisch durchgeführt worden und wurde für diesen Beitrag ins Deutsche übersetzt.

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