Was ist der Handabdruck?

 

 

 

 

Mit dem Konzept des Handabdrucks wollen wir Menschen helfen ins Handeln für eine sozial und ökologisch gerechte Zukunft zu kommen. Engagement mit Handabdruck ist wirksamer als den eigenen ökologische CO2-Frußabdruck zu reduzieren. Warum, das erklären wir dir hier.

Lade dir auch gerne unsere 4 Info-Poster herunter.

Wir brauchen veränderte Strukturen

Viele Strukturen und Bedingungen in unserer Gesellschaft erschweren uns nachhaltiges Verhalten. Zum Beispiel, wenn Flüge günstiger sind als Zugfahrten, im Supermarkt kaum regionale Produkte zu finden sind oder die Kantine mehr Essen mit Fleisch als Vegetarisches anbietet.

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Um eine sozial und ökologisch gerechte Gesellschaft zu erreichen, ist es wichtig, den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern. Wenn viele Menschen mitmachen, kann das große Wirkung entfalten. 

Der Fußabdruck verändert jedoch nicht die Strukturen. Häufig sind es Bemühungen im Kleinen, in einzelnen Bereichen, über kurze Zeiträume oder von nur wenigen Menschen. Oft ist sozial und ökologisch verantwortliches Verhalten auch die aufwändigere und teurere Möglichkeit. Mit individuellen Verhaltensänderungen alleine können wir die globalen Krisen deshalb nicht lösen. 

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Hier setzt der Handabdruck an. Mit ihm wollen wir die Strukturen nachhaltig gestalten.

Schau dir unser Erklärvideo an und schreib uns in die Kommentare, welche Hürden du im Alltag erlebst.

Wir müssen Lösungen finden, die zur Größe der Herausforderung passen

Unser Wissen über die Klimakrise oder globale Ungleichheiten führt häufig nicht zu ökologisch und sozial nachhaltigerem Verhalten. Ein Grund dafür ist der Gedanke: „Wenn nur ich alleine mein Verhalten ändere, kann ich kaum etwas bewirken.“ Die globalen Krisen erscheinen riesig und dann fühlt es sich ganz schön wirkungslos an, im Supermarkt zur Bambus-Zahnbürste zu greifen, um Plastikmüll zu verringern.

Wir brauchen stattdessen Lösungen und Handlungsmöglichkeiten, die zur Größe der Herausforderungen passen. Stell dir vor, in deiner Stadt ist Ökostrom die günstigste Wahl, in jeder Kantine gibt es leckere vegetarische oder vegane Angebote und der öffentliche Nahverkehr ist gut ausgebaut.

Wenn wir uns für solche bleibenden Veränderungen der Strukturen einsetzen, können wir mehr erreichen. Unser eigenes Handeln fühlt sich dadurch wirkungsvoll an und motiviert uns.

Mach den Handabdruck-Test

Damit kannst du herausfinden, wie du deinen persönlichen Handabdruck vergrößern kannst.

Der Handabdruck schafft eine positive Möglichkeit, sich für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen.

Er ermutigt im Gegensatz zum ökologischen Fußabdruck dazu, sich verstärkt politisch einzumischen und die gesellschaftlichen Strukturen aktiv mitzugestalten.

In 4 Schritten zum Handabdruck:

  1. Für was möchtest du dich politisch engagieren? (Thema: u.a. Menschenrechte, ökologische Landwirtschaft, nachhaltige Mobilität, Partizipation, …) 
  2. Wo kannst du etwas gutes hinterlassen? (Handlungsebene: u.a. Schule, Kirchengemeinde, Verein, Kommune, Arbeitsplatz, …) 
  3. Wie kannst du dein Vorhaben erfolgreich umsetzen? (Aktionsform: u.a. Protest, Austausch mit Abgeordneten, Petition, Kunst & Kultur, …)
  4. Welche Mitstreiter:innen kannst du finden? (Verbündete: u.a. Mitschüler:innen, Kolleg:innen, Politiker:innen, Expert:innen, Medien, …)

Wenn wir uns mit anderen zusammentun und uns gemeinsam engagieren, können wir mehr bewirken! Gemeinsam können wir größere Hebel umlegen, um den Wandel voranzubringen.

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Der Handabdruck macht Nachhaltigkeit und Klimaschutz für mehr Menschen zugänglich und setzt positive Impulse. Dadurch ist er wirkungsvoller. Das stärkt Selbstwert und Demokratie, weil sich alle aktiv beteiligen können.

Handabdruck-Aktionen und -projekte können sehr unterschiedlich aussehen.

1) Sie lassen sich in allen Themen- und Handlungsfeldern der Nachhaltigkeitstransformation finden.
Beispiele: Urbane Räume, Altersvorsorge, Wohnen, Konsum, Landwirtschaft, politische Partizipation, Wirtschaft, Bildungssysteme, Verkehr, Reisen, Energiegewinnung, Energieverteilung, Rohstoffe, Inklusion, Gemeinwohl, Diversität, Kommunikation, Bedürfnisse, Privilegien, Freundschaft und Familie

2) Sie können auf unterschiedlichen Handlungsebenen angesiedelt sein.
Beispiele: Initiative, Verein, Stadtteil, Arbeitsplatz, Kommune, Partei, Bundesland, Deutschland etc. Viele Projekte können, wenn sie in kleinem Maßstab erfolgreich umgesetzt wurden, im weiteren Prozess auf die nächst-höhere Ebene übertragen werden

Handabdruck-Engagement setzt immer an Strukturen, Regeln, Rahmenbedingungen oder Gesetzen an, um Nachhaltigkeit bleibend und für viele Personen zu verankern. Alle können dabei helfen – und am besten klappt es gemeinsam in Gruppen: Schüler:innen können sich dafür einsetzen, dass an ihrer Schule nur noch saisonales und biologisches Essen angeboten wird. Mitglieder von Religionsgemeinschaften können dafür sorgen, dass die Geldanlagen der Gemeinde nur noch nachhaltig angelegt werden. Initiativen in Städten können erreichen, dass beim örtlichen Stromanbieter Ökostrom als Standardoption angeboten wird. Gesetze auf Bundesebene können Weichen für eine nachhaltigere Mobilität stellen. Oft können Nachhaltigkeitsprojekte, wenn sie in kleinem Maßstab erfolgreich umgesetzt wurden, im weiteren Verlauf auf größere Wirkungskreise übertragen werden (z.B. vom Verein zum Verband oder vom Quartier auf die ganze Stadt). Und natürlich können auch bundesweite Proteste wie die von Fridays for Future Einfluss auf Entscheidungsträger:innen auf allen Ebenen haben. Im besten Fall können sie damit sogar neue Gesetze bewirken.

Beispiel Nachhaltige Energie:

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Initiativen in Städten schließen sich strategisch zusammen, um den örtlichen Stromanbieter davon zu überzeugen, die „Standardoption“ (oft der sogenannte Grundtarif) für Kunden von einer fossilen oder gemischten Option auf eine rein aus erneuerbaren Energien zusammengesetzten, klimafreundlichen Option umzustellen.

Video zum Projekt der Stadtwerke Bonn Energie aus Abfall zu erzeugen

Beispiel Agrar- und Ernährungswende:

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Schüler:innen oder Student:innen engagieren sich an ihrer (Hoch)Schule dafür, dass in ihren Mensen / Kantinen nur noch saisonales und biologisches Essen angeboten wird und dass die fleischfreie Option die preiswertere Standardoption ist.

Link zur Initiative Klimagesunde Mensa in Niedersachsen

Die Bewohner:innen eines Landkreises setzen die lokale Agrarwende und den Schutz der Artenvielfalt auf die Agenda des Wahlkampfs im Landkreis. Sie fordern zusammen mit den ansässigen Landwirt:innen von ihren Landrät:innen die Transformation zu einem pestizidfreien Landkreis und entsprechende Regelungen dafür zu verankern. Damit wollen Sie Öffentlichkeit für das Thema und ein starkes Qualitätskriterium der regionalen landwirtschaftlichen Produkte schaffen.

Auf Landesebene stärken sie eine Agrar- und Ernährungswende weiter, indem sie sich zusammen mit anderen Gruppen für eine Quote von Nahrungsmitteln aus biologischem und regionalen Anbau in öffentlichen Einrichtungen (Schulen, Krankenhäuser, Altenheime, Kitas...) stark machen.

Link zum CAPA-Projekt in Brasilien (Aufbau eines Netzwerks von Ökobetrieben)

Bei Groß-Demonstrationen wie der "Wir haben es satt!"-Demonstration in Berlin kommen Organisationen aus Landwirtschaft und Gesellschaft zusammen. Sie fordern eine Agrar- und Ernährungswende und erheben ihre Stimme für mehr Tempo beim Umbau der Landwirtschaft und sagen Nein zu Industriemogelpackungen wie Gentechnik, Patent-Saatgut und routinemäßigem Pestizideinsatz.

 

 

Das Symbol des Handabdrucks für positives Handeln für eine nachhaltige Zukunft entstand im Centre for Environment Education (CEE) in Indien. Das offene Konzept des CEE-Handabdrucks haben wir bei Germanwatch aufgegriffen und weiterentwickelt, wobei uns zwei Punkte besonders wichtig sind:

  1. die positive Perspektive auf Handlungsoptionen: Was können wir Gutes im Sinne sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit hinterlassen?
  2. der Fokus auf Strukturveränderungen: Wie können wir Rahmenbedingungen in unserem Umfeld (in unserem Verein | Religionsgemeinschaft | Schule | Uni | Arbeitsplatz | Quartier | Stadt | Kommune | Bundesland…) so gestalten, dass Nachhaltigkeit zum neuen Standard wird? Wie können wir mit unserem Engagement solche Veränderungen anstoßen und bleibend verankern?

Einerseits kann der Handabdruck als Handlungs- und Engagementkonzept von allen genutzt werden, die (gemeinsam mit anderen) Wandel in Bewegung setzen wollen. Handabdruck-Engagement setzt immer an Strukturen, Regeln, Rahmenbedingungen oder Gesetzen an, die im jeweiligen Umfeld der Gruppe liegen: Student:innen können dafür sorgen, dass ein Tausch- oder Leihladen an der Universität eingerichtet wird. Initiativen können erreichen, dass autofreie Zonen in der Innenstadt vergrößert werden oder Geldanlagen eines Vereins nur noch nachhaltig investiert werden. Deine Handabdruck-Aktionen können von der Nachbarschaft bis zur Bundesebene nachhaltiges Handeln niederschwelliger für andere machen!

Andererseits kann der Handabdruck als Bildungskonzept herangezogen werden, mit dem Interessierte und Engagierte zur Mitgestaltung an der Transformation ermutigt und befähigt werden können. Hier geht es darum, Lernenden strukturverändernde Handlungsoptionen aufzuzeigen. Kompetenzen zum wirksamen politischen Handeln zu vermitteln und Wandel als Lernerfahrung erlebbar zu machen. Auf der politischen Ebene schließt hier außerdem mit SDG 4.7 das Ziel an, eine zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele befähigende Bildung in allen Bildungsbereichen zu verankern.

Wir geben regelmäßig Schulungen und Workshops oder halten Vorträge, um mit Multiplikator:innen zu diskutieren, wie sie in ihrer Bildungsarbeit den Perspektivwechsel vom Fuß- zum Handabdruck anregen und Menschen zu transformativem Engagement empowern können.

Du möchtest mit uns zusammenarbeiten oder benötigst unsere Unterstützung für ein Projekt?

Dann nimm Kontakt mit uns auf!

Hier findet Ihr Aufnahmen von zwei Vorträgen, die einen Einblick in die Handabdruck-Perspektive und unser Bildungsverständnis bieten.

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Für das Schulprogramm der Public Climate School vom 17.-21. Mai 2021 haben die Students For Future mit Marie Heitfeld (Germanwatch) und Markus Power (Greenpeace) gesprochen.
Ab Minute 7:40 gibt es einen fünf-minütigen Einblick in die Nutzung des Handabdrucks in der Klimabildung.

Schaut rein!

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Im Rahmen eines Fachtags der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung hat Daniela am 18.11.2022 einen Vortrag mit dem Titel „Die Rolle politischen Handelns als Inhalt in der außerschulischen BNE“ gehalten.

Schaut rein!

Für das Handabdruck-Konzept ist Germanwatch seit November 2023 mit dem begehrten Phineo-Wirkt-Siegel ausgezeichnet. Der Handabdruck hat außerdem die "Nationale Auszeichnung Bildung für nachhaltige Entwicklung" 2024/2025 erhalten.