Themen und Skills für ein Nachhaltigkeits-Engagement
Im Folgenden geben wir einen kleinen Einblick in die verschiedenen Themen und Skills, die sich die Engagierten im Begleitprogramm und bei der Konferenz gewünscht haben und von denen wir glauben, dass sie für ein Nachhaltigkeits-Engagement, das über das eigene Konsumverhalten hinausgeht und wirkungsvoll an Strukturen und Rahmenbedingungen ansetzt, wichtig sind und daher stärker Teil von BNE-Angeboten sein sollten.
1. Von der Vision in die Umsetzung kommen
Wie stellen wir uns unsere Stadt / Hochschule/ Schule/ Betrieb/ Verein in einer idealen, nachhaltigen Zukunft vor? Welches Potential können Zukunftsbilder und gemeinsame Visionen im Nachhaltigkeitsengagement entfalten? Hier geht es darum, kreative Methoden anwenden zu können, mit denen Gruppen zunächst gemeinsame Visionen entwickeln, aber anschließend auch den Bogen von der Vision zur Strategieentwicklung schlagen können.
2. Veränderungsprozesse verstehen und die eigene Rolle darin reflektieren
Rauszoomen auf das “Bigger Picture”: Wir schauen uns mit Gruppen häufig Transformationsmodelle — also Modelle, die gesellschaftliche Veränderungsprozesse beschreiben — an und reflektieren, welche gesellschaftlichen Teilbereiche (Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Technologie...) hier wie zusammenspielen. Nach der Erarbeitung eines Grundverständnisses von Transformationsprozessen ist es für viele Engagierte sinnvoll, ein kritisches Verständnis dafür zu entwickeln, welche Akteure in ihren Umfeld welche Rollen bereits einnehmen (z.B. Innovator:innen, Pfadfinder:innen, Brückenbauer:innen, Bewahrer:innen) und in welcher Rolle sie ihre eigenen Stärken sehen. Dabei ist zum Beispiel auch relevant, welche Rollen bisher eher unbesetzt bleiben, aber sehr relevant wären. Vor diesem Hintergrund kann diskutiert werden, ob eine Gruppe ihre eigene Rolle und die damit einhergehenden Arbeitsweisen basierend auf diesem systemischen Blick noch einmal anpassen, um sich noch wirksamer für ihre Ziele einzusetzen.
3. Die wirksamsten Hebel für die eigenen Nachhaltigkeitsziele im eigenen Umfeld identifizieren
Um die begrenzten zeitlichen Ressourcen in ehrenamtlichen Kontexten nicht auf so viele verschiedene Projekte zu verteilen, dass am Ende keins gelingt, ist eine Priorisierung notwendig. Da viele engagierte Nachhaltigkeitsinitiativen sehr viele Ziele gleichzeitig haben, können hier Methoden und gute Moderationsfähigkeiten helfen, sich zu fokussieren. Dabei gilt es, die Hebel zu identifizieren, die sowohl ein großes Wirkpotential, als auch eine realistische Erfolgswahrscheinlichkeit haben, außerdem zu den Stärken der Gruppe passen und auf die möglichst viele Menschen Lust haben.
4. Grenzen und Potentiale bisheriger Strategien evaluieren
Wenn eine Gruppe sich zusammensetzt, um ein neues Projekt/ eine neue Strategie zu planen, lohnt es oft, auch einen Blick zurück zu werfen: Was hat in bisherigen Projekten und Kampagnen bereits gut geklappt? Wo sind die Ergebnisse des Engagements noch weit von den eigentlich gesetzten Zielen entfernt? Woran liegt das? Wo können die bisherigen Herangehensweisen angepasst werden? Was braucht die Gruppe dafür noch an zusätzlichen Skills, Ressourcen und Talenten? Um sich in solchen Analysen zu schulen, kann es hilfreich sein, sich mit “Theories auf Change” auseinanderzusetzen und eine Theory of Change für das eigene Vorhaben zu entwickeln. Mit Plan B und C für besonders herausforderende oder entscheidende Punkte.
5. Meilensteine planen und andere Akteur:innen im Blick haben
Hilfreiche Methoden bei der Projektplanung im Engagement für Nachhaltigkeit sind die klassische Meilensteinplanung, bei der eine Gruppe – im besten Fall moderiert von einer Person — entlang eines Zeitstrahls wichtige Ereignisse, Entscheidungsmomente und Veranstaltungen visualisiert, die für das gemeinsame Vorhaben in den nächsten 2-3 Jahren relevant ist. Hier bietet sich auch eine „Rückwärtsplanung“ an, das heißt ausgehend von einem Erfolg im eigenen Engagement wird überlegt, was auf dem Weg dorthin passiert sein muss, um diese Schritte dann konkret anzugehen. Bei der Akteursanalyse nimmt die Gruppe alle möglichen Akteur:innen um sich herum in den Blick, analysiert, wer wie viel Einfluss auf den eigenen Projekterfolg hat, wer ihnen wie wohlgesonnen ist und welche Schlüsse sie daraus für die Zusammenarbeit mit anderen ziehen.
6. Kommunikationsstrategien entwickeln / Kampagnen planen
Wenn es darum geht, andere vom eigenen Nachhaltigkeits-Vorhaben zu überzeugen, Sorgen zu nehmen oder neue Mitstreiter:innen an Bord zu holen, ist eine explizite Reflexion über die Ziele und Zielgruppen der eigenen Kommunikation wichtig. Es kann zum Beispiel sinnvoll sein, verwendete Bilder und die eigene Ausdrucksweise an den Werten der Zielgruppen zu orientieren. Außerdem ist es hilfreich zu überlegen, welche Gefühle man bei der Zielgruppe ansprechen möchte und wie sich dies in der eigenen Kommunikation umsetzen lässt. Auch Zeit, Ort und Format der Kommunikation sind entscheidend. Kurz: Es empfiehlt sich, die eigenen Kommunikationsstrategie nicht nur der Intuition zu überlassen, sondern sich dafür explizit hinzusetzen und diese auszuarbeiten. Dabei können z.B. Planungsschablonen helfen.
7. Mit Entscheidungsträger:innen sprechen
Wer Strukturen und Rahmenbedingungen in seiner Stadt/Kommune, Schule/Hochschule, an seinem Arbeitsplatz oder im Verein hin zu mehr Nachhaltigkeit verändern möchte, kommt meist früher oder später ins Gespräch mit Entscheidungsträger:innen. Diese Gespräche fallen nicht jedem leicht. Einige Gesprächstechniken einzuüben, hilft daher vielen Engagierte selbstbewusster und klarer aufzutreten und im Dialog eher zu überzeugen. Zu Gesprächskompetenzen können sowohl Formen des aktiven Zuhörens gehören, als auch der Umgang mit Widerständen und Kommunikationsbarrieren. Auch eine gute Gesprächsvor- und nachbereitung kann erlernt werden, z.B. zu Fragen wie: Wie kontaktiere ich meine:n Gesprächspartner:in und bereite sie:ihn auf das Gespräch vor? Welche Gruppenmitglieder nehmen im Gespräch welche Rolle ein? Was sind die zentralen eigenen Argumente, was sind wahrscheinliche Gegenargumente? Was ist dem Gegenüber wichtig? Welche Gemeinsamkeiten gibt es, auf die man aufbauen kann? Wie wird das Gespräch nachbereitet und nächste Schritte nachgehalten?
8. Wertschätzende und konstruktive Moderation von Gruppenprozessen
Eine ebenfalls zentrale Kompetenz für ein langfristig gesundes und wirksames Nachhaltigkeitsengagement sind gute Moderationsfähigkeiten in der Gruppe. Eine gute Moderation fördert das Zugehörigkeitsgefühl verschiedener Personen in der Gruppe und kann zentral sein, um die Stimmung und Motivation in der Gruppe auch bei Rückschlägen hochzuhalten. Eine gute Moderation hilft, auch bei Meinungsverschiedenheiten Entscheidungen zu treffen und sich nicht regelmäßig um ähnliche Fragen im Kreis zu drehen. Dabei ist eine Sensibilität für die verschiedene Kommunikationsmuster und Bedürfnisse in der Gruppe genauso wie ein strategisches Gespür für die Ziele der Gruppe wichtig. Konstruktive und sensible Moderationstechniken können eingeübt und erlernt werden.
9. Nachhaltig mit den eigenen Ressourcen im Engagement umgehen
Wer sich “nach außen” für eine sozial und ökologisch nachhaltige Gesellschaft einsetzt, stößt früher oder später meist auch auf die Frage, wie sich mit den eigenen Ressourcen nachhaltig umgehen lässt. Herausfordernd für viele Engagierte kann insbesondere der Umgang mit Rückschlägen oder das Nein-Sagen sein – denn alle Nachhaltigkeitskrisen sind dringlich. Dabei hilft es, sich bewusst zu machen, was einen antreibt und was einem Energie gibt — sich regelmäßig Zeit zu nehmen, an entsprechenden Orten/ Menschen/ Tätigkeiten die eigenen Ressourcen aufzutanken. Aber auch die gegenseitige Wertschätzung noch so kleiner Beiträge und Erfolge in der Gruppe sowie eine grundlegende Akzeptanz für Auszeiten und das Nein-Sagen können erlernt werden und die gemeinsame Resilienz in einer Gruppe stärken.
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