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Der Zukunftsgipfel der Vereinten Nationen

Eine Chance für konstruktiven, globalen Dialog

Der Zukunftsgipfel – Summit of the Future – der Vereinten Nationen findet vom 22. - 23. September 2024 in New York statt, begleitet von vielen vor-und nachgelagerten Veranstaltungen. Er ist Abschluss eines zum 75. Geburtstag des Staatenverbundes im Jahr 2020 gestarteten Prozesses. Zum Auftakt gaben die Mitgliedstaaten die UN75-Erklärung ab. Darin betonen sie die Notwendigkeit einer verstärkten internationalen Zusammenarbeit zum Wohle der Nationen und Völker – um die Zukunft, die wir wollen, und die Vereinten Nationen, die wir brauchen, sicherzustellen. Ziel des Zukunftsgipfels ist es nun, dass sich die Staatengemeinschaft auf einen “Pakt für die Zukunft” (Pact for the Future) einigt.

Dieser Beitrag beleuchtet die Potentiale, die der Zukunftsgipfel für einen konstruktiven, globalen Dialog bietet und macht deutlich, wie der Pakt die Rolle von Bildung und Teilhabe stärken kann und Bildung lokal und global als Schlüsselkompetenz für zukunftsfähige Gesellschaften stärken kann.

Die große Bedeutung des Zukunftsgipfels

Vertrauen als Faktor

Global ist das Vertrauen vieler Staaten und Menschen in den Multilateralismus geringer geworden. Im Zentrum steht vor allem die Frage, wie es die Vereinten Nationen schaffen können, langfristig wieder ihrem Gründungsziel der Friedenssicherung ausreichend nachzukommen und eine stärker gestaltende Rolle in globalen Herausforderungen zu übernehmen. 

Entsprechend verlorenes Vertrauen gründet auch darauf, dass sich Staaten des sogenannten globalen Südens bei wichtigen Fragen als unterrepräsentiert wahrnehmen. Die fehlende exekutive Handlungsbefugnis der UN und eine weiterhin schwache Rolle der Generalversammlung stehen der Umsetzung der Agenda 2030 und damit auch der des Ziels der hochwertigen Bildung und der Menschenrechtsbildung (SDG4) im Weg.

Die Aufforderung der Generalversammlung an Generalsekretär Antonio Guterres, zum 75. UN-Jubiläum Vorschläge zur Zukunft der Vereinten Nationen zu machen, startete einen - mit durchaus hohen Erwartungen von Regierungen und Zivilgesellschaft begleiteten - Prozess. 

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Quelle: https://www.un.org/en/summit-of-the-future
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Bis zum nun stattfindenden Zukunftsgipfel legte Guterres sowohl den Bericht „Our Common Agenda“, als auch ausführliche Stellungnahmen zu unterschiedlichen Themenbereichen vor. 

Diese flossen in den Entwurf des Abschlussdokuments des Zukunftsgipfels ein. Ein weiterer wichtiger Meilenstein zu diesem sogenannten Pact for the Future sollte 2022 der Transforming Education Summit sein, der neue Maßstäbe in der internationalen Bildungsarbeit und Bildungspolitik setzte. Das dort verabschiedete Greening Education Partnership Program stellt zusammen mit dem wegweisenden Programm UNESCO BNE2030 ein zentrales Element in der internationalen Rahmensetzung für Bildung für nachhaltige Entwicklung dar.

Zu wenig transformative Bildung & Jugendbeteiligung im Entwurf des Abschlussdokuments

Beide Programme werden im Entwurf des Pact for the Future noch nicht erwähnt. Das ist eine verpasste Chance, um deren Bedeutung zu unterstreichen und moderne transformative Bildung auf der internationalen Agenda hervorzuheben. Auch Chancen für Teilhabe, Verantwortungsübernahme und Engagement in den Gesellschaften, insbesondere im Bereich Friedenssicherung und Chancengleichheit, drohen so nicht genutzt zu werden.

Besonders tragisch ist neben dem Fehlen eines Verweises auf UNESCO BNE 2030, das Ignorieren der Ergebnisse des Transforming Education Summit aus Sicht der Jugendbeteiligung. Mit dem offiziellen Jugendstatement hatten damals junge Menschen ihre Erwartungen an zukunftsfähige Bildung und stärkeren Einbezug in politische Entscheidungen, die ihre Zukunft betreffen, erhofft und öffentlichkeitswirksam festgehalten. In dem viel beachteten Papier forderten sie unter anderem, dass jungen Menschen in ihrer Bildungskarriere mehr Handwerkszeuge für Zukunftshandeln an die Hand gegeben werden, also Kernkompetenzen zur Veränderung nicht-nachhaltiger Strukturen. Darüber hinaus regten sie eine stärkere Jugendbeteiligung bei Entscheidungsprozessen im Bildungsbereich an, die letztlich auch in das Greening Education Partnership Program integriert werden sollte.

Doch selbst in der Declaration on Future Generations - die Anhang des Pact for the Future -ist, werden diese Themen nicht aufgegriffen. Während die ersten Entwürfe des Abschlusspapiers sich noch sehr progressiv lasen, ist ein Einbeziehen der Jugend inzwischen nur noch in „relevante“ Prozesse und „Gremien der UN“ vorgesehen. Transformative Bildung taucht hingegen nicht mehr auf. Damit ist der Pact for the Future kein Quantensprung, sondern allenfalls eine Bestätigung bestehender Realitäten, die für junge Menschen oftmals sehr frustrierend sind. Dabei ist gerade für junge Menschen ist eine aktionsorientierte, politische Bildung wichtig. 

Was können wir tun?

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zusammen zukunft gestalten
Illustration: Christoph Budde | Copyright: Germanwatch
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Umso wichtiger ist es, junge Menschen zu befähigen und zu ermutigen ihre Gesellschaft mitzugestalten. Dazu gehört es, ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, sich einzumischen und mitzumischen - wie wir es bei Germanwatch unter anderem mit dem Projekt #MitmischenNRW tun. 

Der diesjährige Zukunftsgipfel ist darüber hinaus eine gute Gelegenheit, Jugendbeteiligung und transformative Bildung auf internationaler Ebene stärker institutionell zu verankern. Ein Anküpfungspunkt in der Declaration on Future Generations hierfür könnte z.B. der Punkt 33 sein. Dieser sieht bereits eine zugängliche, sichere, inklusive und gerechte Qualitätsbildung vor (im Original: „accessible, safe, inclusive and equitable quality education“) und könnte durch die Forderung nach einer handlungsorientierten und transformativen Bildung für nachhaltige Entwicklung durch aktive demokratische Mitbestimmung ergänzt werden (im Original: „action oriented and transformative education for sustainable development through active democratric citizenship“).

Bildung als Schlüsselkompetenz für zukunftsfähige Gesellschaften stärken

Doch reicht es nicht, nur einen isolierten Blick auf Bildung für nachhaltige Entwicklung zu werfen. Denn unsere Bildungssysteme stehen insgesamt unter beträchtlichem Druck. Demokratiebildung ist wichtiger denn je und wird gleichzeitig von populistischen Stimmen als ideologisch diffamiert. Fehlende Finanzmittel machen es zunehmend schwerer, das zu verwirklichen, was Bildung zum „Schlüsselermöglicher“ für die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) macht: Bildung ist unverzichtbar für das Verständnis und die Verwirklichung von Menschenrechten, Geschlechtergleichstellung, einer Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und der Wertschätzung kultureller Vielfalt.

Austauschplattformen bei den Vereinten Nationen sind enorm wichtig. Aber die großen Ziele der Vereintan Nationen erreichen wir nur mit einer ambitionierten Bildungspolitik. Und auch Deutschland als Ko-Faszilitator des Pacts for the Future macht es sich zu einfach, wenn es sich auf sein Neutralitätsgebot im Prozess beruft Bildung in Deutschland ist nicht Neutral sondern findet auf dem Boden unserer freiheitlich-demokratischen grundordnung statt. Deutschland will mit einem Erfolg des Pacts for the Future seine Rolle in der UN stärken. Ein Pact for the Future ohne ambitionierte Bildung kann jedoch kein Erfolg sein. 

Hinweise

Simon Zerzawy macht sein FSJ-P im Germanwatch BNE-Bereich und wird am Summit teilnehmen. Er wird sich dort für Jugendbeteiligung und transformative Bildung einsetzen und nachher hier auf dem Blog darüber berichten.

Der Blog-Beitrag entstand im Rahmen des Projekts: Globale Transformation mitgestalten & beschleunigen: Dialog fördern – Menschen ermächtigen – Entscheidungsträger:innen einbinden. Gefördert durch Engagement Global mit Mitteln des BMZ und der NRW Stiftung Umwelt und Entwicklung.

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